02. Juni 2021
Nachwuchsförderung
Herr Zolfikar, herzlichen Glückwunsch zum Abschluss Ihrer Ausbildung. Wie hat die Corona-Pandemie das letzte Lehrjahr beeinflusst?
Zunächst gab es in meinem Betrieb einige Einschränkungen: Zum Beispiel mussten die verschiedenen Abteilungen zu unterschiedlichen Zeiten erscheinen, um sich aus dem Weg gehen zu können. Früher bin ich immer nach der Arbeit im Betrieb duschen gegangen, aber wegen der Pandemie sind die Umkleidekabinen nicht mehr zugänglich. Im Aufenthaltsraum hängt jetzt ein Schild mit der Aufschrift „kein Aufenthaltsraum“. Als es dann in der Innung Kurse mit geringeren Teilnehmerzahlen und größeren Abständen zwischen den Tischen gab, war ich bereits an Umstellungen gewöhnt. Ich hatte im Dezember 2020 meine Abschlussprüfung und selbst da wurde im praktischen Teil die Teilnehmerzahl auf sechs Personen verringert. Die Innung hat gut auf die Sicherheitsvorkehrungen geachtet. Jeder Lehrer hat mitgezogen.
Die Berufsschule war im Frühling 2020 für sieben Wochen geschlossen. Wie sind Sie und Ihr Betrieb damit umgegangen?
Die Berufsschule hatte es schwer – im ganzen Land ging es drunter und drüber. Sie hat das Bestmögliche aus dem gemacht, was möglich war. Wir haben von ihr Unterlagen bekommen, die wir selbstständig zu Hause bearbeiten sollten und nach Ablauf einer gewissen Frist per Mail zurückgeschickt haben. Einige Betriebe haben dann allerdings gefordert, dass ihre Auszubildenden an den freien Tagen arbeiten kommen. Das war für alle eine neue Situation, in der auch die Betriebe erst einmal lernen mussten, dass ihre Lehrlinge die vermeintlich freie Zeit zur Bearbeitung der Aufgaben brauchten. Ich persönlich wurde von Anfang an gut von meinem Betrieb unterstützt. Die Helmut Hinz GmbH & Co. hat sogar mit der Schule zusammengearbeitet, sodass auch mein Ausbildungsleiter die Unterlagen bekommen hat. Ich hatte jede Woche einen freien Tag, um die Aufgaben zu Hause in aller Ruhe zu erledigen. Mir wurde sogar angeboten, sie im Betrieb zu bearbeiten.
Fühlten Sie sich trotz Pandemie gut auf die Abschlussprüfungen vorbereitet?
Ich habe ja keinen Vergleich, wie es ohne Corona gewesen wäre. Ich für meinen Teil habe mich aber wunderbar vorbereitet gefühlt. Das lag eben auch an meinem Ausbildungsleiter, der da sehr hinterher war. Mein Betrieb hat sich immer mit der Schule verständigt und mir zum Beispiel ein tolles Buch mit Beispielsituationen, die so ähnlich wie die in den Prüfungen aussehen, zum Lernen gegeben. Denn das Herausfordernde sind die skurrilen Fragestellungen. An sich haben wir in den dreieinhalb Jahren alles gelernt, aber die Branche ist sehr weit gefächert und in der Prüfung müssen wir vor allem verstehen, was von uns verlangt wird. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Unterstützung, die ich vom Betrieb erfahren habe, teilweise auf Anregungen der Innung zurückgeht.
Wie war der Austausch unter den Auszubildenden, insbesondere während des Lockdowns?
In meinem Betrieb war ich gemeinsam mit meiner Kollegin Laura im dritten Lehrjahr. Wir beide konnten uns gut austauschen. Mal hat sie etwas Interessantes aufgeschnappt und gleich an mich gedacht und andersherum war es genauso. Die Firma erwartet aber auch, dass wir zusammen Lösungswege finden. Nicht „Hauptsache ich“, sondern „wir“. Was waren im vergangenen Jahr die für Sie größten Herausforderungen? Ich habe natürlich auch außerhalb des Betriebs Menschen, die mir wichtig sind. Durch den täglichen Kundenkontakt besteht hier eine gewisse Gefahr von Ansteckungen. Aber wir sind gut aufgestellt: Wir übergeben jedem Kunden eine Maske, verpackt in einer Hinz-Tüte. Dann bringen wir ein Merkblatt mit, das sehr freundlich darauf hinweist, dass wir nicht unbedingt im Raum miteinander stehen sollten – auch wenn es gerade interessant ist. Vor der Abschlussprüfung habe ich den Kontakt zu Freunden und Freundinnen dann sowieso von mir aus heruntergefahren. Im Großen und Ganzen war ich da wirklich diszipliniert. Es war mir einfach wichtig, zur Prüfung anzutreten. Ich hatte keine Lust, Corona-bedingt meine Ausbildung um ein halbes Jahr verlängern zu müssen.
Welche positiven Lehren ziehen Sie aus der Corona- Krise?
Dass es sehr wichtig ist, Eigeninitiative zu ergreifen und selbst Verantwortung zu übernehmen. Man muss verantwortungsbewusst handeln und wissen, worauf man verzichten sollte – manchmal ungern, aber notwendigerweise.
Was begeistert Sie am SHK-Handwerk?
Ich mag diese Branche. Die Tätigkeiten selbst sind manchmal unangenehm, manchmal ziemlich cool. Tatsache ist, dass man ständig vor neuen Herausforderungen steht und nichts zur Routine wird. Es passiert immer wieder etwas Neues. Die Materie dahinter interessiert mich, zum Beispiel die Eigenschaften von Wasser oder Gas. Physik und Chemie spielen hier eine ganz große Rolle. Und in Bezug auf das Menschliche kann ich die Ausbildung jedem empfehlen.
Warum?
Wir werden hier auf das wahre Leben vorbereitet. Wir lernen, uns für nichts zu schade zu sein. Außerdem zeigt die Ausbildung, wie viel hinter dem SHK-Handwerk steckt. Ich habe vor der Ausbildung mein Fachabitur gemacht und kann sagen: Die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll. Mittlerweile begreife ich viele Zusammenhänge. Als junger Bub habe ich mich oft gefragt, wie eine Dusche funktioniert, heute kann ich diese Frage beantworten.
Wie geht es für Sie nach der Ausbildung weiter?
Ich wollte eigentlich studieren. Aber ich hatte ein Gespräch mit meinem Chef. Er hat mir angeboten, hier weiter zu arbeiten. Ich werde also bleiben, denn ich bin einfach verdammt gerne hier.